Im grünen Gürtel zwischen dem kaspischen Meer und dem Djangal des Elburs-Gebirges wird neben viel Gemüse auch Reis angepflanzt. Die Reisfelder reichen bis in die Täler des Elburs hinein und auch im breiten Flusstal des Sefid Ruds unterhalb von Rudbar wird bis weit über Totkabon hinaus Reis angebaut. Das letzte Mal, als wir hier waren, war Frühling und wir hatten Gelegenheit, bei unseren Fahrten überall zu beobachten, wie der vorgezogene Reis büschelweise in die Erde der überfluteten Felder gepflanzt wurde. Dies ist eine mühselige, nasse Arbeit, die häufig von Frauen verrichtet wird. Diese stopfen die Säume ihrer langen Röcke dann in den Bund und ersetzen das Kopftuch mit einem Strohut aus Reisstroh. Zuerst werden die Felder mit Wasser aus unzähligen Kanälen überflutet und dann die Furchen für das Setzen gezogen. Dann werden die etwa 20 cm hohen Reissetzlinge gepflanzt. Hände und Füsse sind dabei die ganze Zeit im Wasser, die Arbeit erfordert stundenlanges Bücken. Seit 400 v. Chr. wird Reis in Mesopotamien angebaut, vermutlich kam der Reis aus dem alten Persien. Dort züchteten Bauern in der heutigen Provinz Gilan (Nord-Iran) Indica-Sorten, die noch heute von Bedeutung sind, darunter Gerdeh, Hashemi, Hasani und Gharib. Die Römer kannten Reis bereits als Medizinpflanze. Zu dieser Zeit wurde Reis auch in Babylonien und Syrien angebaut. Reis wurde im 10. Jahrhundert durch die Mauren in Spanien eingeführt. 1475 wird Reis in einer Urkunde des Herzogs von Mailand erwähnt und wird seitdem in der Po-Ebene angebaut. Reis ist ursprünglich keine Wasserpflanze, sondern hat sich seit Jahrtausenden durch Zucht und natürliche Selektion an die Überflutung der Felder angepasst. Viele Unkräuter und bodenlebende Schädlinge werden durch die Flutung am Wachstum gehindert, was der hauptsächliche Grund für den Wassereinsatz beim Reisanbau ist. Der Reis wird zuerst in ein trockeneres Saatfeld gesäht, geht dort auf und wird dort belassen, bis er planzreif ist. Dann wird er dort ausgegraben und in seinen definitiven Bestimmungsort gepflanzt. Dieses Jahr kommen wir gerade richtig zur Reisernte an. Der Reis ist den Sommer über in den mittlerweile ausgetrockneten Feldern gewachsen und zur Reife gelangt. Jetzt wird er mit runden Handsicheln geschnitten und zu grossen Haufen aufgeschichtet. In diesen Haufen trocknet der Reis nun an, bevor er gedroschen und in die Mühle transportiert wird. er Reismühle werden die Spelzen entfernt, die etwa 20 % des ursprünglichen Gewichtes ausmachen. Es verbleibt die eigentliche Reisfrucht, die aus Mehlkörper, Keimling und umgebendem Silberhäutchen besteht. Sie wird ungeschälter Reis, brauner Reis oder auch Cargoreis genannt, da der Reis meist in dieser Form exportiert wird. Als Naturreis kommt dieser Reis auch teilweise zum Verbrauch als Vollkornreis in den Handel. Durch Schleifen werden Silberhäutchen und Keimling vom ungeschälten Reis entfernt. In dieser Form heisst der Reis geschliffener oder weisser Reis. Der nach dem Schleifen raue, leicht Stärke ins Kochwasser abgebende und deswegen sehr klebrig kochende Reis wird durch Polieren geglättet. Dies geschieht trocken oder mit Wasser durch Reibung der Reiskörner aneinander. Der meiste im Iran produzierte Reis bleibt im Land selber, es wird kaum etwas exportiert. Reis bildet in Iran zusammen mit Hülsenfrüchten und Brot das Hauptnahrungsmittel – kaum ein Essen, wo nicht als Beilage Reis gereicht wird. Ich habe für alle Interessierten das Grundrezept für persischen Reis mit Kruste („tadiq“) auf meiner Rezeptseite abgelegt: https://www.elizei.ch/essen/category/beigaben Mit dem Reisstroh wurden früher die Dächer der Bauernhäuser gedeckt und Matten, Besen, Hüte und viele andere Dinge gefertigt. Im Cultural Heritage Museum von Rasht – einem Freilichtmuseum – sind verschiedene traditionelle Häuser von Gilan zu besichtigen und verschiedene Handwerkerinnen können bei ihrer Arbeit beobachtet werden. Obwohl sehr viel Reis in Iran angebaut wird, werden pro Jahr rund eine Million Tonnen Reis importiert. Indien ist der grösste Reislieferant Irans. Der Reisimport aus Indien betrug 2014 1,7 Milliarden US-Dollar. Weitere Bestände wurden aus Pakistan und den Arabischen Emiraten importiert. Mit dem Anstieg des Reisimports aus Indien stieg das Land – nach China und den Arabischen Emiraten – zum grössten Warenlieferanten Irans auf. Auf die gesamte Bevölkerung hochgerechnet betrug der iranische Jahresbedarf im Jahr 2013 etwa 2,9 Millionen Tonnen. Seit die Preise für Lebensmittel wegen der Wirtschaftskrise im Iran nach 2013 um etwa 60 Prozent anstiegen, kostet iranischer Reis sieben Mal soviel wie aus dem Ausland importierter. Es wird berichtet, dass aufgrund des „willkürlichen Reisimports“ viele Händler den iranischen Reis in den Lagern lassen und stattdessen den günstigeren importierten verkaufen würden. Reis aus Indien etwa hätte „längst die iranischen Esstische erobert”, und Familien “aus den ärmeren Schichten kaufen selbstverständlich den billigeren Reis” wird erzählt. Dabei baut der Iran jährlich etwa 2,2 Millionen Tonnen Reis selbst an. Und obwohl dem Land damit für seinen Jahresbedarf lediglich 600.000 Tonnen fehlen, wurden im vergangenen Jahr etwa 70 Prozent des iranischen Gesamtbedarfs aus Indien eingeführt .Indien gehört zugleich zu den grössten Abnehmern des iranischen Erdöls. Offensichtlich bezahlt Indien das aus Iran importierte Öl mit Reis, weil Iran infolge der Sanktionen seine Einnahmen aus dem Ölgeschäft nicht transferieren darf...
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In Rudbar treffen wir verschiedene Jugendfreunde von N und unternehmen mit ihnen Ausflüge in die Umgebung. So zum Beispiel hinauf in die Berge oberhalb von Totkebon – ein Gebiet, in dem N vor seinem Militärdienst in den siebziger Jahren ein halbes Jahr mit der “Gesundheitsarmee“ des Schahs unterwegs war, um in den entlegenen Dörfern Leute zu impfen. Wo wir heute problemlos mit dem kleinen Pride hinaufkommen, war früher ohne Jeep kein Durchkommen. Einzelne Dörfer konnten gar nur zu Pferd erreicht werden. Hier auf der rechten Talseite des Sefid Rud ist es sehr grün, und der „Djangal“, der Wald, reicht bis in die Dörfer hinab. Grosse Hunde sind unterwegs, sie schützen die Höfe mit den Kühen, Ziegen, Schafen und Hühnern vor den Wölfen, von denen es hier oben viele gibt. Auch Bären wurden gesichtet und Luchse. Wir machen Halt in einem kleinen Dorf und trinken bei einer Metzgerei einen Tee und essen ein Kebab: Lamm am Spiess vom Feuer mit Fladenbrot und Zwiebeln. Die Schafhälften hängen draussen unter dem Vordach, und warten auf Käufer aus dem Tal. Die vielen Fliegen freuts. Zwischen den alten Häusern mit kleinen Gärten, die mit Zäunen aus getrockneten Ästen umgeben sind, ragen einige neue mehrstöckige und verschnörkelte Villen auf: Die Furcht vor der grassierenden Inflation und dem laufenden Wertverlust der iranischen Währung führt zu einem teilweise aberwitzigen Bauboom – an den unmöglichsten Orten wird gebaut, Hauptsache, das Geld ist investiert und nicht auf der Bank, wo es täglich weniger wird. Nach diesem Ausflug fahren wir auf eine Anhöhe bei Rudbar. Hier oben, auf einer nach Norden und Süden offenen Felsnase, hat die Regierung ein Bauprojekt gestartet: Etwa zwanzig zu einem richtiggehenden Wall zusammengebaute Häuser stehen hier oben im Wind – sie wurden als subventionierter Wohnraum für die ärmere Bevölkerung gebaut. Leider bedachte man nicht, dass die steile Strasse hier hinauf im Winter kaum passierbar ist. Schnee und Eis verhindern, dass die Leute, die hier oben wohnen, überhaupt ins Tal hinunter kommen. Weitere 15 Häuser sind im Bau – ganz offensichtlich wurde hier aber schon lange nicht mehr gearbeitet. Unser Freund erklärt uns, weshalb: Die Baufirmen – allesamt von ausserhalb und wahrscheinlich durch Beziehungen in die richtigen Behördenstellen zu den Aufträgen gekommen, haben gebaut, solange das Interesse am Projekt und damit die Aufmerksamkeit daran bestand. Kaum blickte man an andere Orte, nahmen sie das Geld und verschwanden. Hat man die richtigen Beziehungen, so kann man dies offenbar ungestört und von der Justiz unbehelligt tun. Später fahren wir nach Harzevil, ein kleines Nest oberhalb von Manjil. Hier steht eine uralte Zypresse (mindestens 2500 Jahre alt, versichert jeder), die natürlich zum Besichtigungsprogramm rund um Rudbar gehört. Wir hatten bereits 2010 das Vergnügen. Heute ist eine ganz besondere Stimmung, denn oberhalb von Harzevil regnet es, während hier die Sonne scheint und über der mächtigen Zypresse spannt sich ein vielfarbiger Regenbogen. Hier oben liegen ganz in der Nähe die Ruinen einer ganzen Siedlung: Hier lebten die Ingenieure und Fachkräfte aus Frankreich, die in den siebziger Jahren den Staudamm von Manjil gebaut haben. Es gab Häuser, ein Schwimmbad, diverse Restaurants, ein Kino und sogar eine Kirche. Zahlreiche Rudbari arbeiteten damals ebenfalls hier und man trifft in Rudbar entsprechend viele ältere Leute, die heute noch etwas französisch reden. Eingerostet zwar und mit vielen Entschuldigungen („Bebakhschid“), wenn die Worte sich nach so vielen Jahren nicht mehr einfach finden lassen. Die Siedlung wurde nach der islamischen Revolution komplett zerstört, nur die Grundmauern sind – überwuchert und seit bald vierzig Jahren der Natur überlassen – noch sichtbar. Und der Pool, der hinter einem hohen verrosteten Zaun in verwittertem Blau durch das Gestrüpp schimmert. Wir passieren die alten Wege und N und sein Freund erzählen davon, wie lebendig es hier war und auch sie hier als junge Männer die Restaurants und das Kino besucht haben... Die neue Siedlung über Rudbar - nicht fertiggebaut...
Wir fahren nach Rudbar, der Heimatstadt von N, einer kleinen Bezirkshauptstadt an der viel befahrenen Durchgangsstrasse von Qazwin nach Rasht. Rudbar erstreckt sich in der Talenge des Sefid-Rud über mehrere Kilometer links und rechts entlang des Flusses und die steilen Hänge hinauf. Auf der linken, östlichen Hangseite liegen einzelne kleine Dörfer wie Filideh, Kabete und Darestan, auf der westlichen Höhe die Nester Kilister und Aghusben. Rudbar bedeutet so viel wie „viele Flüsse“ – in einer regenreichen Woche bei unserem Aufenthalt in 2010 fanden wir auch heraus, woher dieser Name stammt: Nicht nur lag Rudbar früher ohne den Damm am Ende des Einzugsgebietes des Sefid-Rud und des Shahrud, sondern im Frühjahr gurgeln Dutzende von kleineren und grösseren Bächen die Hänge hinab ins Tal und ergiessen sich in den bei Hochwasser wild schäumenden Sefid-Rud. Der Bezirk Rudbar ist berühmt für seine Oliven und entlang den Durchgangsstrassen reihen sich von Manjil bis Rostamabad Verkaufsstände und Läden, wo die Oliven in grossen Gläsern zu hohen Türmen aufgeschichtet auf ihre Käufer warten. Am Abend sind die Läden alle mit farbigen Neonleuchten in rosa, grün und gelb erhellt und von weitem wirkt so die Hauptstrasse wie eine einzige, grosse Vergnügungsmeile. Ausser der speziellen Lage im Sefid-Rud-Durchbruch durch den Alborz und die sich dem Fluss und die Hänge entlang ziehenden Olivengärten unterscheidet sich Rudbar äusserlich kaum von vielen Iranischen Provinzstädtchen. Die meist zweistöckigen Häuser bestehen aus in Stahlkonstruktionen eingebetteten Ziegeln, sind häufig unverputzt und sehen aus wie zwei übereinander gestellte Schuhschachteln, von denen die obere etwas über die Front der unteren heraussteht und diese so beschattet. Diese neue Bauweise hat ihren Grund nicht rein im Wunsch ihrer Bewohner, die traditionellen, häufig aus Lehmziegeln bestehenden Häuser haltbarer zu machen oder sie aufgrund eines speziellen Hangs zur Moderne ersetzen zu wollen. Vielmehr führten in vielen Regionen Erdbeben, andere Umweltkatastrophen oder Krieg dazu, dass ganze Landstriche verwüstet und viele Dörfer neu aufgebaut werden mussten. So steht es auch mit der Region Rudbar: In der Nacht vom 20. Zum 21. Juni 1990 wurden die iranischen Provinzen Zanjan und Gilan von heftigen Erdstössen der Stärke 7,7 laut Richterskala erschüttert. Das Epizentrum lag nahe der Ortschaften Rudbar, Manjil und Lowshan – diese wurden wie annähernd siebenhundert andere Dörfer praktisch vollständig zerstört. Zwischen vierzig- und fünfzigtausend Menschen verloren ihr Leben und eine halbe Million ihr Dach über dem Kopf. Auch die Familie von N war betroffen und erlor neben verschiedenen Familienmitgliedern auch das Elternhaus in Elizeh, das nie wieder aufgebaut wurde und heute als Ruinen im Olivengarten der Familie überwuchert liegt. Zwischen Rostamabad, Rudbar, Manjil, und Ṭaroom liegt das traditionelle Anbaugebiet für Oliven in Iran. In Rudbar alleine wurden bereits Mitte des 19. Jahrhunderts rund hundertfünfzig Tausend Olivenbäume gezählt. Konsumiert wurden die Oliven in Iran damals nicht in grossem Stil – weder als Öl noch als Früchte: Die Oliven wurden zwar überwiegend zu Öl gepresst, dieses war aber so dick und von so schwerer Qualität, dass es hauptsächlich für Seife verwendet wurde. Im 19. Jahrhundert hatten Franzosen, Russen, Armenier und Griechen nacheinander versucht, Anbau, Verarbeitung und Vertrieb zu einem lohnenden Geschäft auszubauen. Die Griechen, die „Messers Kousis and Theophilaktos“, erhielten anfangs der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts die exklusive Olivenkonzession für Aufkauf, Pressung und Raffinerie der Olivenernte im gesamten Nordiran für eine Laufzeit von 25 Jahren und bauten 1895 in Rudbar sogar eine Fabrik: Die Kousis-Presse. Sie liessen in England sogenannte „Marseillaisen“, Marseiller Olivenpressen, herstellen, die mühevoll von Europa nach Gilan transportiert wurden. Die Unternehmer hatten vor, Oliven und Olivenöl nach Russland zu exportieren. Dieses Geschäft wurde jedoch durch eine plötzliche Zollerhöhung für die Einfuhr von Oliven und Olivenprodukten nach Russland zunichte gemacht und die Griechen verliessen Rudbar kurz darauf wieder und die einheimischen Bauern kehrten zur Seifenverarbeitung zurück. Erst gegen Mitte des letzten Jahrhunderts fand Olivenöl und Olivenfrüchte Akzeptanz bei der iranischen Bevölkerung und führte zu einer steten Verbesserung der Qualität von Öl und Oliven aus der Region. In den siebziger und achtziger Jahren wurden in verschiedenen anderen Gebieten Irans ebenfalls Oliven rekultiviert, wie beispielsweise in Qazwin, Fars oder Mazanderan, so dass ein fast achthundertjähriges Monopol von der Region um Rudbar in den letzten Jahren zu Ende gegangen ist. In den Feiertagen und in den Sommerferien zieht es das halbe Land nach norden an das Kaspische Meer. Insgesamt drei Übergänge durch das Elbusgebirge stehen den an manchen Wochenenden hundertausenden Autos für die Passage zur Verfügung: Die Strecke Qazwin – Rudbar – Rasht, die Passstrasse von Karaj nach Chalus und der Übergang von Teheran nach Amol, wenn die östliche Kaspi-Küste das Ziel ist. Die beliebtesten Orte an der Kaspi-Küste liegen jedoch zwischen Chalus und Bandar Ansali westlich vom Chalus-Pass. Da wir von Karaj her kommen und nach Rudbar wollen, ist unsere Route jene über Qazwin. Es ist wieder einmal ein Feiertag, und unser Neffe, der uns zusammen mit einer Schwester von N und ihrem Mann nach Norden bringen soll, holt uns gegen fünf Uhr Nachmittags ab – genau richtig, um in die Rush-Hour nach Norden zu geraten. Zuerst jedoch müssen wir von Karaj auf die Autobahn nach Qazwin finden: Hier zeigt sich die etwas eigenwillige Art und Weise der Verkehrsführung im Iran besonders deutlich. Eigentlich müssten wir schnurgerade nach Norden, um die Autobahn zu treffen. Dazu gibt es jedoch keine Strasse – diese sind alle von Ost nach West – als Verbindungen von Teheran in die Satellitenstädte – gebaut und sind jeweils in unregelmässigen Abständen untereinander von Süd nach Nord verbunden. Dies leider nicht durchgängig, sondern immer nur in kurzen Abschnitten. Eine weitere Besonderheit treffen wir hier mit ganz besonderen Folgen an: die in Iran so beliebten U-Turns (ich kenne keinen Ausdruck dafür auf Deutsch). Die langen Boulevards in den Ortschaften sind jeweils zweispurig richtungsgetrennt und in der Mitte unterbrochen von einem Saum von Grünflächen. Ein Einbiegen in einen solchen Boulevard ist damit jeweils nur in eine Richtung möglich. Will man in die andere Richtung, so biegt man zuerst in die erlaubte Richtung ein, fährt dann im dümmsten Fall mehrere Kilometer und bekommt an einem sogenannten U-Turn die Möglichkeit, durch einen Durchbruch im Grüngürtel auf die Gegenfahrbahn zu gelangen, um in die gewünschte Richtung zu kommen. Um den einbiegenden Autos die Möglichkeit zu geben, unter reduzierter Gefährdung ihres Lebens in den brausenden Verkehr einzufädeln, befinden sich kurz vor den U-Turns Schwellen, die den herankommenden Verkehr abbremsen sollen. Dies gelingt grundsätzlich auch, aber auch bei langsamerem Verkehr ist in den Stosszeiten das Einfädeln jeweils durchaus eine nervenaufreibene Angelegenheit – vor allem dann, wenn der herannahende Verkehrsstrom vorwiegend aus Lastwagen besteht. Wir bahnen uns also unseren Weg im Zickzack nach Norden: Hundert Meter nach Norden, einbiegen nach Osten (dort wollen wir gar nicht hin), U-Turn nach Westen (dort wollen wir hin), abbiegen für weitere hundert Meter nach Norden, abbiegen nach Osten (wir wollen immer noch nicht dort hin) und weitere U-Tuns. Nach vierzig Minuten haben wir es geschafft und die (gefühlt) rund 2 Kilometer Luftlinie nach Norden überwunden – endlich sind wir auf der Autobahn über Qazwin, Lohshan, Manjil nach Rudbar. Zuerst befinden wir uns auf dem persischen Hochplateau. Hinter Qazwin senkt sich die Strasse dann ziemlich abrupt und führt in weiten Bögen hinunter Richtung Lohshan und durch mehrere Durchbrüche im Elburs schliesslich nach Manjil mit dem gleichnamigen Stausee. Hier befindet sich – wegen dem regelmässig starken Wind, der durch die Durchbrüche von Norden nach Süden bläst – auch der grösste Windpark Irans. Wir halten hier aber nicht an, sondern fahren direkt weiter nach Rudbar, die Heimatstadt von N. Die Iraner sind seit vielen Jahren an eine prekäre wirtschaftliche Lage gewöhnt: Seit der Erstürmung der amerikanischen Botschaft der 444-tägigen Geiselnahme ihres Personals, die zu einem Tiefpunkt in den Beziehungen zu den USA geführt hat und von den USA breite Sanktionen zur Folge hatte, die bis heute in Kraft sind. Seit dem Iran-Irak-Krieg, der auf beiden Seiten über eine Million Menschenleben gekostet hat und 1989 in einem Patt endete. Und seit den Sanktionen rund um das Atomprogramm des Iran, die 2010 bei unserem letzten Besuch einen Höhepunkt erreichten. Nach dem Abschluss des Atomabkommens im Juli 2015 und den damit gelockerten Sanktionen erhoffte man sich hierzulande einen Aufschwung. Dieser blieb jedoch aus: Sowohl die Geldspritze der EU wie auch die Einkünfte aus dem verstärkten Handel versickerten irgendwo in den Taschen korrupter Beamter und Wirtschaftsführer. Die Arbeitslosigkeit blieb unverändert hoch, die Löhne tief und die meisten Familien kommen mit einem einzigen Lohn nicht aus, sondern neben der Haupttätigkeit ist es nötig, verschiedenen Nebenjobs nachzukommen. Im Juli 2018 betrug die Arbeitslosenquote rund 12 Prozent, bei den unter 25jährigen liegt sie derzeit geschätzt bei rund einem Drittel.
Irans Wirtschaft ist in hohem Masse zentralisiert, vom Staat kontrolliert und von der Produktion von Erdöl und Erdgas abhängig. Über vier Fünftel der Staatseinnahmen stammen aus dem Verkauf fossiler Energieträger. Das Land verfügt ausserdem über enorme Mengen verschiedener anderer Bodenschätze (u. a. Kohle, Eisen- und Buntmetallerze) sowie eine diversifizierte Industrie. Dank seiner entwickelten Agrarwirtschaft ist es bezüglich Nahrungsmitteln überwiegend autark. Aufgrund der Sanktionen in der Vergangenheit ist der Handel mit China relativ stark. Iran exportiert Öl nach China und China überschwemmt im Gegenzug den iranischen Markt mit seinen Produkten. Die offizielle Landeswährung ist der iranische Rial. Im täglichen Leben wird jedoch mit Tuman gerechnet, wobei ein Tuman 10 Rial entspricht. Der Tuman wurde zwar bereits 1925 vom Rial abgelöst, wurde im Alltag jedoch nie aufgegeben. Die Regierung hat den Wechselkurs vom Iranischen Rial zum US-Dollar auf 42'000 Rial pro Dollar eingefroren. Das Land versucht, Geschäfte soweit wie möglich nur noch in Landeswährung oder Euro abzuwickeln und hat Devisen rationiert. So können von Unternehmen beim Staat beschränkt US-Dollar bezogen werden. Dazu müssen sie sich aber verpflichten, die Marge ihrer Produkte anschliessend auf 3 Prozent zu beschränken. Ein Cousin von N, der eine chemische Fabrik zur Herstellung von Düngemitteln besitzt, sagt, dass er mit dieser Marge jedoch seine Arbeiter nicht mehr bezahlen könne. So schliessen immer mehr Unternehmen ihre Tore und warten die Entwicklung ab. Was man jedoch nicht laut ausspricht: Das mit der Marge ist wohl nur eine Vorschrift für Unternehmer, die nicht dem Staatsklüngel angehören. Glücklich der, der im Moment über Dollarreserven verfügt. Der „tatsächliche“ Kurs für solche Geschäfte (d.h. der Preis, der bei Transaktionen pro Dollar bezahlt wird) liegt bei 115'000 Rial pro Dollar, was also fast das dreifache des Regierungspreises ist. Dies ist auch der Gegenwert, mit dem wir für unsere Reise rechnen, da dies dem vereinbarten Kurs für unsere familieninterne Geldtransaktion unseres Reisebudgets entspricht. Unterdessen kostet ein Kilo gewöhnliches Fleisch zum Kochen rund 60'000 Tuman, das sind also 600'000 Rial bzw. etwas über 1.20 Dollar (offizieller Kurs) bzw. gut 6 Dollar zum tatsächlichen Gegenwert - Tendenz wöchentlich steigend. Zum Vergleich: ein günstiges Kopftuch Made in Iran kostet um die 20'000 Tuman, mein Manteau (vgl. Shopping-Eintrag im Blog) hat nicht ganz 100'000 Tuman gekostet – allen zur Beruhigung: ich habe diesen am Ende selber bezahlt. Der maximale Betrag, der pro Tag in Bar von der Bank abgehoben werden kann, sind 200'000 Tuman bzw. 2 Millionen Rial, also der Wert von etwas mehr als 3 Kilo Fleisch. Unsere Nichte, die ein abgeschlossenes Sportstudium hat, arbeitet derzeit in einem Lampengeschäft. Dieser Tage hat sie sich in einer Schule für ein volles Lehrpensum vorgestellt: mit einem Anfangslohn von 4 Millionen Rial oder 400'000 Tuman – also gerade mal das Doppelte von dem, was täglich von der Bank abgehoben werden kann oder dem Gegenwert von etwas mehr als 6 Kilo Fleisch! Eine erfahrene Primarlehrerin bringt es auf rund 15 Millionen Rial pro Monat bzw. 1.5 Millionen Tuman. Damit liegen beide weit unter dem Durchschnittseinkommen in Iran entfernt, das gemäss Länderdaten.info bei rund 400 Euro pro Monat liegt. Trotzdem bezeichnet sich die Primarlehrerin als dem Mittelstand zugehörig. Der Iran ist weitgehend von den internationalen Zahlungssystemen abgeschnitten. Als Privatperson nützen einem bei einem Iranaufenthalt daher weder Kredit- noch Bankomatkarte. Das gesamte Reisebudget muss in bar mitgebracht werden und wird vor Ort entweder in der Bank oder offiziellen Wechselstuben umgetauscht. Zwar gibt es einen blühenden Schwarzmarkt für das Geldwechseln auf der Strasse, dieser ist jedoch verboten und wer erwischt wird, wird hart bestraft. Glück hat, wer Bekannte mit einem Euro-Konto im Ausland hat: Hier kann das Reisegeld den Bekannten auf ihr Auslandkonto überwiesen werden und sie versorgen einen im Land selber mit dem entsprechenden Bargeld oder leihen einem die iranische Bankomat-Karte aus... Iran liegt in Vorderasien und erstreckt sich, im Norden vom Kaspischen Meer, im Süden vom Persischen Golf eingefasst, von 25° bis 40° nördlicher Breite sowie von 44° bis 63° östlicher Länge. Etwa viereinhalbmal so groß wie Deutschland, grenzt er an sieben Staaten: im Nordwesten an die Türkei, Aserbaidschan und Armenien, im Nordosten an Turkmenistan, im Osten an Afghanistan und Pakistan. Die mit 1609 km längste gemeinsame Grenze teilt er im Westen mit dem Irak. Ebenfalls Teil seines Territoriums sind mehrere Golfinseln, deren größte Qeshm ist. Den überwiegenden Teil seiner Fläche nimmt das iranische Hochland ein. Auf diesem abflusslosen, im Durchschnitt 1200 m hohen Plateau herrscht ausgeprägtes Kontinentalklima. Es wird in seinem zentralen und östlichen Teil von zwei riesigen Wüsten dominiert: Dasht-e Kavir und Dasht-e Lut sind Salz- und Geröllwüsten und besitzen nur wenige Oasen. An ihrem Nordrand bildet das Elburs-Gebirge, das mit dem Damavand (5671m) die höchste Erhebung des Landes aufweist, eine natürliche Schranke zum Kaspischen Meer. Dessen schmaler Küstensaum ist infolge der Steigungsregen subtropisch-feucht und waldreich-grün. Grün und dank der drei ganzjährig Wasser führenden Flüsse Dez, Karkheh und Karun sehr fruchtbar ist auch die Provinz Khuzestan im Südwesten, durch die Iran Anteil am mesopotamischen Tiefland hat, trocken und weitgehend wüstenhaft hingegen sind die nur punktuell gebirgigen Provinzen Khorasan und Sistan-Belutschistan im Osten. Eine zweite Bergkette, die Irans Topografie großräumig prägt, ist der Zagros. Sie verläuft, in einer Breite von 200 km in mehrere Gebirgszüge gestaffelt und stellenweise bis über 4500 m hoch, vom Ararat-Hochland 1200 km weit diagonal in südöstlicher Richtung bis zum Golf von Oman (vgl. Peter Weiss, Iran, 2017).
Auf dem Land fahren die wenigen Autos, die unterwegs sind, meistens ordentlich in den Spuren, die für sie vorgesehen sind. Auf Bergstrecken kann es vorkommen, dass diese Spur geschnitten wird, um den Weg etwas abzukürzen – wenig, aber immerhin. Auch kann es vorkommen, dass besonders ängstliche und möglicherweise nicht schwindelfreie Fahrer die rechte Spur meiden, wenn sie zu nahe an ungesicherten Abgründen entlangführt und lieber die linke Seite verwenden. Offensichtlich schreckt ein hinter einer Kurve entgegenkommender Lastwagen weniger ab, als die Fahrt am Rande der Schlucht. Die meisten Autofahrer fahren dem Wagen entsprechend, den sie besitzen: Der Peycanfahrer prescht über die holprigsten Strassen bergauf, benutzt alle illegalen Kiesauffahrten auf die Autobahn, wirbelt generell viel Staub auf, meistert Böschungen und Gräben, an denen jedes andere Auto zerbrechen würde, holpert fröhlich über Wiesen zu den schönsten Picknickplätzen oder über die frisch gepflügten Felder in tiefen Furchen durch weiche, dunkle Erde zur Kuh- oder Schafherde, die es zu versorgen gilt. Dabei schaukeln seine Sitze weich gefedert wie ein Schiff auf hohen Wellen und nicht selten werden seine Insassen seekrank. Der Peycan sieht aus wie ein vergessenes Relikt aus den siebziger Jahren: Meistens in beige, einige in zitronengelb, gefährlichem orange oder von weit sichtbarem grün mit beigen Türen. Tatsächlich ist der Peycan ein Nachbau des englischen Hillman Hunter, der seit den sechziger Jahren in Iran hergestellt wurde. Peycan bedeutet Pfeil und es ist ein robustes, starkes Auto, mit dem auch in der Zeit, als es noch nicht überall Teerstrassen gab, die Orte über die Schotterpisten zu erreichen waren. Der Peycan wurde bis 2005 hergestellt, jedoch mit kaum wechselnder Modellreihe, so dass auch die letzten Wagen, die vom Fliessband der Iran Khodro rollten, aussehen wie ihre frühen Brüder Anfang der siebziger Jahre. Leider – zumindest für Nostalgiker – oder zum Glück – aus Umweltüberlegungen – sind die Peycans immer weniger auf Irans Strassen zu sehen. Gemächlicher geht es der Paycan auf einer bergaufführenden Teerstrasse an – auf dem glatten, wenig herausfordernden Untergrund in einer Steigung fühlen sich Fahrer und Wagen offensichtlich nicht wohl. Hier unterscheidet er sich nicht gross von der zweiten Kategorie Autofahrer in Iran: dem Saipa-Fahrer. Der Saipa erinnert ein bisschen an die kleineren, eckigen Limousinen der achtziger Jahre: Kurze, kantige Kühlerhaube, knapper Kofferraum – der jüngere Bruder von Peycan, ein linkischer Jüngling. Fast immer weiss oder hellgrau. Der Name des Modells ist Programm: Pride. Und stolz sind ihre Besitzer häufig über ihr kleines Auto, das mit seinem günstigen Preis auch für den Mittelstand erschwinglich ist und den Luxus der Mobilität bietet. Ihren Stolz drücken sie häufig darin aus, dass sie die Markenbezeichnung „Pride“ oder „Beta“ am Heck abschrauben und stattdessen Kleber und Schilder von anderen Marken anbringen: Ferrari, Mercedes, VW, BMW, Peugeot… Solchermassen ausgerüstet, flitzen sie hangabwärts frech an allen anderen vorbei, nur um kurze Zeit später die steilen Berge hinauf zu schnaufen. Dies ist dieser Autochen Schicksal: Sie werden eines ums andere von Lastwagen und Pickups überholt oder in die rot-goldene Staubwolke eines rechts im Schotter vorbeipreschenden Peycan eingehüllt. Im Saipa spürt man jedes Kilo: Ist die ganze Familie dabei, eingeklemmt zu dritt auf den Vordersitzen, zu viert oder zu fünft auf dem Rücksitz, dann ächzt und stöhnt die Karosserie, knarren die Sitze und rattert der Motor. Dann beugt sich der Fahrer tief über das Lenkrad, den Blick konzentriert geradeaus auf den höchsten Punkt der Strasse gerichtet, der Körper gespannt, die Arme angewinkelt, die Hände zupackend am Steuer, der Rücken gerade und leicht über dem Sitz schwebend wie ein Pferdejockey in der Zielkurve die nächste Serpentine nehmend und in die Gerade vor der Passhöhe einschwenkend. Manchmal schafft er es nicht: Dann stöhnt der Motor auf, lässt ein kurzes Pfeifen hören, ein Zischen und Röcheln und bleibt stehen. So ist das Bild der Passstrassen – und derer gibt es viele in diesem Land der Hochplateaus und Gebirgsketten – geprägt von Familien, die ihr Picknick am Rand der Strasse im Schatten des Autos mit weit geöffneter Kühlerhaube machen. Dann hupen die Peugeot-Fahrer und die Samand-Kapitäne: Diese Autos werden ebenfalls in Iran hergestellt und sind beides Versionen des Peugeot 405 – der eine mit der Aufschrift „Pars“ als einheimisch produzierter Peugeot ausgewiesen und der Samand mit dem Pferdekopf-Symbol als Eigenmarke. Spektakulär, was vom Peugeot Fars zu hören war: Diese Wagen fingen häufig aus unerklärlichen Gründen Feuer und blieben am Rand der Strassen als ausgebrannte Wracks zurück. Eine Behauptung, die wir nicht prüfen konnten, die jedoch sicher auch das Misstrauen vieler Leute in die einheimischen Produkte des neuen Millenniums widerspiegeln. Sicher ist, dass ein Peugeot oder Samand-Fahrer zu den bessergestellten im Land gehört oder häufig in Staatsdiensten steht. Selten trifft man sie in den abgelegenen Winkeln des Landes, eher auf den Überlandstrecken zwischen den grösseren Städten. Dort jedoch umso auffälliger, als ob sie ihren Status mit ihrem Fahrstil unterstreichen müssten: Hupen, drängeln, rechts überholen, Kurven schneiden und aus jeder Kreuzung forsch und selbstbewusst in die Hauptstrasse dringen und immer sicher sein, dass bei einem Problem, einem Kratzer, einer Beule oder einem schlimmeren Unfall mit einem der tiefer in der Rangordnung stehenden Wagen das Recht auf ihrer Seite steht. Über ihnen in der Hierarchie stehen nur die grossen, chromglänzenden und sauber-weissen Importwagen: Toyotas, BMWs, Mercedes und japanische oder koreanische Geländelimousinen und immer mehr Chinesischen Modellen. Diese Wagen sind jedoch meist nur in oder in der Nähe von grossen Städte anzutreffen oder vielleicht noch nahe der grossen Importhäfen: Böse Zungen behaupten, es gäbe eine Korrelation zwischen der Anzahl solcher Autos und der Menge an Schmugglerware, die über die grossen Häfen in die Bazare des Landes gelangen. Diese kosten viel Geld und ihre Besitzer sind reich und einflussreich und deswegen entsprechend hoch in der automobilen Rangordnung einzustufen. Ebenfalls hoch in der Rangordnung stehen die vielen kleinen Peugeot 306, die vor allem die Städte unsicher machen. Diese werden meist von jungen Frauen gefahren. Und diese wiederum sind meist die Töchter der Fahrer der teuren Importautos… Rein äusserlich betrachtet unterscheidet sich das Iranische Verkehrswesen kaum von demjenigen westeuropäischer Städte: ganze Wälder von Verkehrsschildern, Fussgängerstreifen, Ampeln, Kreisel, mehrspurige Boulevards. Die Realität jedoch ist eine andere: Fussgängerstreifen werden ignoriert, die Verkehrsschilder als dekorative Verschönerung der Strassenränder betrachtet. Die Ampeln werden häufig beachtet, häufig aber auch nicht – dies scheint von der jeweiligen Laune der Mehrheit der Fahrer abhängig. Werden sie beachtet, dann stehen die Fahrer ungeduldig, den Fuss am Gaspedal, den Daumen zum Hupen bereit in erster Reihe, immer den Zähler bei der Ampel im Blick, der in roten Ziffern die Sekunden abzählt, die bis zum Wechsel auf grün verbleiben. Immer bedrängt von hinten, geht es darum, die Pole-Position zu bewahren, einen schnellen Start hinzulegen und wie bei einem Autorennen als erster die Strasse in Besitz zu nehmen und am schnellsten über der Kreuzung zu sein. Ein zweispuriger Boulevard wird vierspurig, ein dreispuriger achtspurig befahren, Auto an Auto, Rückspiegel an Rückspiegel quetscht man sich in jede noch so kleine Lücke. Die Kreisel – dreispurig umrundete beachtliche Klippen in der Brandung des Verkehrs - bilden dann das unvermeidliche Nadelöhr: Von vier Seiten strömt der Verkehr auf das Rondell zu und brandet in wütenden Wellen zum Zentrum hin. Wo jedoch Wasser aus verschiedenen Strömungen ungehindert eins wird, ist dies dem Verkehr beileibe nicht beschieden: Und so drängen sich die Autos in buntem, lärmigem Chaos alle gleichzeitig in die Kreuzung mit dem Ergebnis, dass ein unentwirrbares Geknäuel entsteht, das in hoffnungslosem Stillstand aller endet. Persisches Qati-Pati. Kein Vor und kein Zurück scheint möglich, alle dazu verdammt, kleine Ewigkeiten lang auf Besserung zu warten – da hilft alles Schreien, Hupen und Gestikulieren nichts. Und doch: Ein unerschrockener Taxifahrer, ein junger Familienvater, ein eiliger Gemüsehändler findet sich, der die Leitung über das kompliziert, wirre Orchester übernimmt und mit lauten „bia, bia, boro, boro“-Rufen und Winken, ausholenden Gesten und kompetenter Mine Bewegung in die Masse bringt, so dass plötzlich die Ströme wieder fliessen als wäre nichts gewesen. Dies alles unter den Augen eines lässig am Strassenrand stehenden Verkehrspolizisten mit Rey-Ban-Kopie auf der stolzen Nase, die sich über das Geschehen mitleidig kräuselt… Der chaotische Verkehr – insbesondere die Mode, die vorhandenen Spuren doppelt und dreifach zu verwenden – hat jedoch im Stau durchaus seine Vorteile: Alle drängen nach vorne, jeder nützt auch die noch so kleinste Lücke aus, späht nach einem Durchlass und sei er noch so eng und so bewegt sich die gesamte Masse an Fahrzeugen langsam, aber stetig irgendwie vorwärts. Hauptsache, man bleibt in Bewegung: alles besser, als im Stau zu stehen! Als Beigabe im iranischen Verkehrssalat rattern noch hunderte von Motorrädern – teilweise mit ganzen Familien besetzt – kreuz und quer durch die Autoschlangen. Sie sind so zusagen Salz und Pfeffer im lärmenden, stinkenden Chaos. Dieses Mal sind wir – anders als in 2010, als wir mit dem Nissan als Selbstfahrer unterwegs waren – Mitfahrer in der kleinen Sorte Wägelchen. Dabei ist es erstaunlich, wie sich die Perspektive verändert: einerseits ist man als Mitfahrer eines persischen Chauffeurs dem ganzen Wahnsinn der iranischen Strassenverkehrs ausgeliefert. Andererseits jedoch kann man – so man es denn schafft – zurücklehnen und das Chaos einfach geniessen, ohne dass man als Fahrer und Beifahrerin sozusagen als blutige Anfänger im persischen Strassenverkehr in dauerndem Adrenalinstress rallye-gleich als Pilot und Co-Pilot im grossen Preis von Iran mitfahren muss. Nicht immer gelingt jedoch das zurücklehnen gleich gut und ab und zu hält man den Atem an und merkt es erst, wenn der Sauerstoff knapp wird, das Gesicht blau und wenn die Atmung sich nach erfolgreichem Überstehen einer besonders kritischen Kreuzung inmitten von dröhnenden Lastwagen sich wieder normalisiert. Die iranischen Fahrer selber sind in diesem ganzen Chaos komplett ruhig. Lässig lehnen sie im Sitz, hängt die eine Hand am Steuer und die andere locker auf dem Schalthebel. Während sie unermüdlich plaudern, erklären, Touristenführer spielen, drängen sie nach vorne, nützen auch die noch so kleinste Lücke aus, spähen nach einem Durchlass, hupen und werden behupt und lassen sich insgesamt nicht in ihrem Fortkommen von den anderen Automobilisten stören. Fluchen und wild gestikulieren tut (im Normalfall jedenfalls) niemand – eine Eigenart, die übrigens auch dem schweizerischen Verkehr, so diszipliniert er sein mag, durchaus gut anstehen würde. P.S.: die Iraner transportieren übrigens das mögliche und unmögliche mit ihren Vehikeln – ich habe einige Muster davon in nachfolgender Diashow zusammengestellt... Leider ist mir die ganze geballte Ladung Gastfreundschaft der Tage in Kashan nicht wirklich gut bekommen und ich bin krank. Vergnüge mich damit, alle Rezepte der gesamten Verwandtschaft gegen verdorbenen Magen auszuprobieren: Ingwertee mit Kandiszucker, Tee aus Bockshornklee mit Kandiszucker, Reis mit Joghurt (ohne Kandiszucker), Cola (ohne Kandiszucker), Pfefferminztee (mit Kandiszucker). Am Ende tun es meine Histamintabletten, eine Diät aus Kartoffeln und Karotten (ohne Kandiszucker, dafür in Bouillon gekocht) und zwei, drei Immodium...
Nach einer ausgedehnten Siesta starten wir wieder. Unser Fahrer hat sich etwas Besonderes ausgedacht: Besuch eines kleinen Bauernhofes in Aran-va Bidgol. Aran-va Bidgol bedeutet Aran und Bidgol, und der Name sagt es bereits: es handelt sich um zwei einzelne Dörfer, die von der Hauptstrasse nach Kashan getrennt sind und deren Bewohner sich spinnefeind sind. Diese feindschaft geht hunderte Jahre zurück und wird offenbar sorgsam gepflegt – auch wenn uns auf unser Nachfragen hin kein Mensch sagen konnte, worauf diese Feindschaft zurückgeht. Sicher ist nur, dass der eine Ort die gesamte moderne Infrastruktur erhalten habe und der andere nur die Abwasserkanäle. Ob es sich tatsächlich so verhält, konnten wir nicht herausfinden.
Wir fahren an staubigen Feldern und teilweise eingestürzten Lehmziegelmauern vorbei über einen staubigen Feldweg zu einer staubigen Ansammlung von Lehmhütten. Dort werden wir von zwei jungen Männern begrüsst, die gerade dabei sind, ein hübsches, schlank gebautes und elegant wirkendes Pferd zu satteln. Unser Fahrer führt uns in den Hof hinein: wie viele Gebäude in Iran umgibt eine hohe Mauer einen Innenhof und die schachtelartig gebauten Wohngebäude. In unserem Fall ist der Hof unterteilt in verschiedene Pferche und der untere Teil des Wohnhauses dient als Stall. Etwa zwanzig langhaarige Schafe mit Schlappohren begrüssen und mit begeistertem Bäh-bäh und drängen sich am Gatter. Weiter hinten knurrt ein gefährlich-grosser Hofhund und fletscht die Zähne. Wir sind froh, dass er angebunden ist. Der Bauer – ein kleiner alter Mann – begrüsst uns und erzählt uns begeistert von seinen Kühen, nachdem er erfahren hat, dass wir aus der Schweiz kommen: Er habe selber zwei Schweizer! Er führt uns zu ihnen und tatsächlich erinnern die beiden Tiere mit ihrem braunen Fell, der hellen Schnauze und Ohren und den schön geschwungenen Hörnern an unser Braunvieh. In einer anderen Ecke des Hofes rennen einige Hühner durcheinander und stieben wild gackernd auseinander, als unser Fahrer in ihren Stall eindringt, um einige Eier zu holen. In einem grösseren Stall wiehern Pferde. Unser Fahrer und N stecken die Köpfe zusammen und N überbringt mir den Vorschlag: Was ich davon hielte, zu reiten? Hmm, ich wollte schon lange einmal reiten, wegen meiner Höhenangst kommt aber ein richtiges, d.h. ein grosses Pferd nicht in Frage. Vielleicht gibt es ja ein kleines, gutmütiges Pferdchen hier, auf dem ich nicht so hoch sitzen würde und auf dem ich einen ersten Versuch wagen könnte? Ja, klar, kein Problem - „moshgel nist!“ - ist die Antwort, es werde ein „Asp kutschik“, ein kleines Pferd, bereit gemacht. Währenddessen sollten wir auf dem Dach des Stalles einen Tee trinken. Irgendwie hätte ich ja eigentlich misstrauisch werden sollen, denn „mosghel nist“ heisst zwar „kein Problem“, nach meiner Erfahrung beginnen die Probleme aber gerade eben sehr häufig mit diesem Ausdruck. Und tatsächlich: Als wir aus dem Hof treten, steht da nicht etwa ein kleines sanftes Rösschen, sondern der elegante Braune von vorhin: Er tänzelt nervös, schüttelt den Kopf und macht mir bei seiner ganzen Schönheit nicht wirklich den Eindruck eines Anfängerpferdes! N übersetzt meine Befürchtung, was zu heftigem Widerspruch führt – nein, er sei ganz brav. Und dann kommt es schon wieder: „moshgel nist!“. Hmm. Hier ist eine gute Idee vonnöten: wie komme ich am besten wieder aus dieser Situation heraus? Leider fällt mir nicht wirklich etwas ein, und um Zeit zu gewinnen, strecke ich dem Pferd meine Hand hin. Zum gegenseitigen Kennenlernen. Zum Aufbau von Vertrauen. Er schnuppert an meiner Hand und lässt sich – sehr zurückhaltend – streicheln. Hmm. Nochmalige Nachfrage: Ob sie sicher seien, ich sei noch nie auf einem Pferd gesessen, sei eine komplette Anfängerin. Nein, das sei wirklich kein Problem („waran moshgel nist!“) - ich müsse einfach genau das tun, was sie mir sagen, dann könne gar nichts passieren. Hmm, damit wäre zumindest einmal die Haftungsfrage geklärt. So einfach wie es tönt, ist das aber nicht: N muss in Real-Time sicherstellen, dass ich die Instruktionen die auf persisch erfolgen, auch wirklich verstehe. Mir schwant zwar, dass es nicht wirklich eine grandiose Idee ist, aber so gross ist das Pferd nicht und es macht insgesamt zwar einen nervösen, aber durchaus nicht bösartigen Eindruck. Mittlerweile sind weitere Leute dazugekommen und alle muntern mich auf: „Boro!“. Hmm. Na gut. Ich lasse mir genau erklären, was zu tun ist: Rechte Hand an den Sattel, linker Fuss in den Steigbügel, linke Hand auf den Nacken, mit Schwung in den Sattel, rechter Fuss in den rechten Steigbügel und dann einfach oben bleiben („moshgel nist“!). Soweit die Theorie. Tönt ja eigentlich ganz einfach. Ich schlucke einmal leer, lege die Rechte auf den Sattel, trete mit dem linken Fuss in den Steigbügel, lege die Linke auf den Nacken des Pferdes und schwinge mich in den Sattel. Kaum spürt der Braune mein Gewicht, fängt er an zu tänzeln, wirft den Kopf zurück, tritt nach rechts und nach links, und benimmt sich insgesamt so, als würde er mich gerne wieder loswerden. Ich klammere mich verzweifelt an Mähne und Sattel fest – kein Gedanke daran, loszulassen und etwa die Zügel zu nehmen! Das Gerüttle und die Gravitation lassen mich immer weiter nach Links rutschen, ein Absturz scheint unvermeidlich, und so rutsche ich weiter nach unten, lasse schliesslich los und lande mit einem Knall auf meinem Hinterteil auf dem staubigen Boden. Sofort werde ich von allen umringt, man will wissen, ob es mir gut geht. Ich mache kurz Inventar: Kopf in Ordnung, Rücken in Ordnung, Blessuren an beiden Ellbogen, ein schmerzender Hintern (gut gepolstert!) und eine angeschlagene Ehre. Nicht ohne eine gewisse Befriedigung gebe ich zur Antwort: „Moshgel nist!“. P.S.: Nachdem mein aufgeschlagenen Ellbogen verarztet sind, erfahre ich vom Fahrer, dass der schöne Braune ein persisches Dressurreitpferd ist und schon viele Preise im Dressurreiten gewonnen hat. Er habe mich nicht etwa abwerfen wollen, sondern mit seinen Ausfallschritten lediglich eine Vorführung gestartet. Ich weiss dies wirklich zu schätzen und fühle mich schlecht, dass ich mit meinem uneleganten Absteigen dem schönen Pferd die Show gestohlen habe... P.S. 2: Nachher sind wir noch in den Stall und haben die übrigen Pferde besucht. Darunter wäre auch eine sanfte weisse gewesen, die mich – nachdem sie von mir einen Zuckerwürfel erhalten hatte – unter dichten Wimpern hervor verliebt angesehen hat. Vielleicht hätte ich es auch beim Braunen zuerst mit Zucker versuchen sollen. P.S. 3: Für alle, die sich fragen, weshalb mir nicht etwa die sanfte Weisse gegeben worden ist für meinen ersten Versuch: Die Pferde – und insbesondere der erfolgreiche Braune - sind der ganze Besitz und Stolz der Familie. Es wäre in Iran absolut undenkbar, einem Gast nicht das beste und schönste Pferd zur Verfügung zu stellen, ganz ungeachtet wie unvernünftig dies ganz grundsätzlich ist. Nachdem wir den Braunen gesehen hatten, hätten wir uns dies eigentlich denken können. P.S. 4: Und wie ist es dem armen Braunen nach meinem Abenteuer gegangen? Er hat keinen Schaden davongetragen und liess sich nach meinem Absturz auch grad wieder von mir streicheln. Offenbar ist er nicht nachtragend. Und nach unserem Abenteuer hat er uns eine Kostprobe seines Könnens gezeigt – dieses Mal mit einem richtigen Reiter im Sattel. P.S. 5: Nach unserer Rückkehr ins Hotel wollte ich mehr über das persische Dressurreiten und insbesondere den sog. Persischen Pferdetanz herausfinden. Dabei handelt es sich ursprünglich eigentlich um eine Methode, um die Pferde für den Krieg zu trainieren und ihre Wendigkeit und Beweglichkeit zu fördern. Für alle die es interessiert, nachfolgend zwei Links auf Youtube: Nr. 1 erläutert etwas zur Tradition und zeigt Beispiele aus Indien, Nr. 2 ist zwar von etwas schlechter Qualität, aber eine der wenigen Vorführungen einer Frau, die ich gefunden habe... 1. https://www.youtube.com/watch?v=0ljbPmVRyuo 2. https://www.youtube.com/watch?v=iMzHMFVRHzQ Die nächste Station ist ein winziges Dorf in den Bergen von Kashan. Wir besuchen einen „Amou“ (Onkel väterlicherseits) unseres Fahrers, der im hintersten Flecken eines Tales weit oberhalb von Kashan lebt. Hier oben ist es angenehm kühl, nach Sonnenuntergang im Wind sogar so frisch, dass wir froh sind, einen Pullover dabei zu haben. Der Alte begrüsst uns überschwänglich und tattert auf krummen Beinen wacklig und aufgeregt umher, verschiebt hier ein Glas, zupft dort an einer Ecke des staubigen Teppichs und entschuldigt sich in einem fort, dass er nicht mit Gästen gerechnet habe und daher sein Haus etwas in Unordnung sei: „Bebakschid!“. Uns stört dies nicht weiter, der gute Alte lebt hier oben ganz alleine in einer Lehmhütte. Ein Raum bildet Wohn- und Schlafzimmer, der andere Raum ist die Vorratskammer und Küche. Strom gibt es hier oben keinen, der Raum wird durch eine Petrollampe beleuchtet, die nicht nur ein orange-warmes Licht sondern auch ein wohlige Wärme verbreitet. Man bringt uns einen Teppich in den Hof und unser Fahrer und sein Amou kochen uns Tee auf einem Feuer in der hinteren Ecke des Hofes. Die nacht ist – bis auf ein paar bellende Hunde, die nachts zum Schutz vor Füchsen, Schakalen und Wölfen frei herumlaufen – still und der Vollmond taucht das Tal, die umliegenden Bergrücken und den Hof in silbernes Licht. Wir geben uns nach dem aufregenden Tag der Stille hin, die nur unterbrochen wird vom Gemurmel des Alten, der seine Aufregung unterbrochen hat, um drinnen bei offener Türe zu beten. Beim Essen dann – das aus Reis, Brot und „Schami“, d.h. In Tomate gedünsteten Hackfleischplätzchen besteht – erzählt der Alte von seinem Leben hier oben. Es sei manchmal schon etwas einsam, insbesondere im Winter, wenn das Tal von hohem Schnee bedeckt ist und tagelang von der Aussenwelt abgeschnitten. Dennoch will der über 95jährige nicht zu seinen Kindern nach Kashan ziehen, obwohl auch seine Frau bereits dort lebt: Er ist überzeugt davon, dass er in der Stadt schon nach wenigen Tagen sterben würde. Hier oben aber macht der Alte einen überaus munteren Eindruck. Ihm hat es insbesondere unsere junge hübsche Nichte angetan, und bald schon hat er sie eingeladen, doch hier oben zu bleiben und ihm den Haushalt zu führen. Ihre höflich-fröhliche Absage will er in keinem Fall gelten lassen und er zählt alle Vorteile auf, die er doch einer jungen hübschen Frau zu bieten habe: 10 Schafe, 5 Ziegen, mehrere Granatapfelbäume, Aprikosen, ein Haus mit zwei (!) Zimmern, ein ansehnliches Stück Boden. Und – als wäre dies alles nicht schon genug – weist er mit einem zahllosen Grinsen verschmitzt auf seinen Mund und betont, er habe sogar noch insgesamt zwei Zähne. Natürlich bleibt auch hier die Einladung nicht aus, hier zu übernachten. Wir lehnen höflich ab und nachdem die Einladung auch nach dem dritten Ablehnen bestehen bleibt, greife ich zu einer Notlüge, die nicht wirklich eine ist: Mir sei nicht so gut und wir zögen es daher vor, zurück in die Stadt zu fahren. Wir verabschieden uns also von dem munteren alten Kerl und fahren die kurvenreiche Strecke nach Kashan zurück. Hier beziehen wir kurz vor Mitternacht unser Zimmer in einem der traditionellen Hotels – mit Strom, Klimaanlage, Dusche und WC im Zimmer und einem schönen, weichen Bett... Sana Historical Hotel, Kashan
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Autor"For my part, I travel not to go anywhere, but to go. I travel for travel's sake. The great affair is to move; to feel the needs and hitches of our life more nearly; to come down off this featherbed of civilization…" ArchivKategorien |